Unser Mitglied Volker Wolfart stellt uns seinen interessanten Bericht über seine Erlebnisse am spanischen Ebro zur Verfügung.
Der spanische Ebro (von lat. Ibero = Flusstal) ist der zweitgrösste Fluss Spaniens in vielen Abschnitten seines Laufes noch völlig ursprünglich. In der Anglerwelt ist es ja wohlbekannt, dass man am Ebro gut auf Wels und Zander fischen kann. Praktisch das ganze Jahr über.
Der wohl bekannteste Hotspot (mit allen Vor- und Nachteilen) ist der obere Stausee zwischen Caspe und Mequinienza, welcher auch „Mar de Aragon“ genannt wird, wo der Ebro auf einer Gesamtflusslänge von ca. 110 km zur Stromgewinnung für das 200 km entfernte Barcelona aufgestaut wird.
Freitagabend, den 21. März ging es los mit der knapp 1300 km langen Fahrt nach Spanien, wofür 12-13 Stunden einzukalkulieren waren. Über Genf und Lyon gelangt man in das Rhône Tal und folgt diesem bis in die südl. Provence bis nach Orange, wo man sich in Richtung Westen wendet und über Narbonne, Beziers und Perpingnan, am Mittelmeer entlang, schliesslich über die Pyrenäen nach Spanien gelangt. Gironaund Barcelona passiert man und wendet sich dann kurz vor Tarragona wieder nach Nordwesten und gelangt so über das katalanische Lleida ca. 1h vor Zaragoza (Saragossa) zum Stausee. Von der AP-2 (Autopista 2) bei Bujalaroz ist das letzte Stück zum begehrten Ziel unseren Landstrassen vergleichbar. Caspe, welches am südlichen Ende des Stausees liegt, ist selbst einer der trockensten Orte Aragoniens und hat knapp 10 000 Einwohner.
Nach zwei Tagen (private Unterkunft) in der Provinzhauptstadt Zaragoza ging es dann am Montag nach Caspe.
Im Allgemeinen geht der Angler aus dem Ausland dort in eines der vielen Anglercamps, die es zu mieten gibt und leiht sich dort auch ein Boot, ohne dass der Ebro nur schwer zugänglich ist. Zum einen führen nur wenige Strassen an den Fluss und die Ufer sind weitgehend sehr steil und daher kaum oder nur sehr schwer zu beangeln. Da die Mieten und Unterkunftspreise recht „gesalzen“ sind, (Bootsmiete ab 60 Euro/Tag) haben wir schon vor Jahren beschlossen, selbst ein Boot mitzunehmen und im Freien im Zelt zu campieren. Offene Feuerstellen sind nicht gern gesehen, da der Wasserstand des Stausees doch kräftig variiert und der See auch als Wasser- und Trinkwasserreservoir für die Landwirtschaft und die Region dient. Leider ist es nicht für alle Anglerkollegen selbstverständlich, den eigenen Müll wieder mitzunehmen, was leider in einer fortschreitenden Verschmutzung der Ufer geführt hat. Bevor wir das Zelt aufgebaut haben, haben wir erst einmal einen 100 L Müllsack mit den Überresten unserer Vorgänger entsorgt.
Die Wassertemperatur betrug ca. 12-13°C und die Zander waren schon voll im Laichgeschäft und daher vor allem im Flachwasser zu finden. In der Regel findet man im Frühjahr den „Stachelritter“ in einer Wassertiefe von 4-7m. Die Männchen haben eine Laichgrube (s. Bild) angelegt und verteidigen das Revier aggressiv gegen jeden Eindringling, sei es Fisch, Gummifisch oder Wobbler.
Am Montag war das Wetter anfänglich brillant und Zelt und Boot konnten bis ca. 14.30 sauber aufgesetzt und zusammengebaut werden, dann allerdings wurde es trübe und es begann sogar zu regnen. Der Regen hielt die ganze Nacht über an und hörte erst gegen 5:00 Uhr am morgen auf.
Am Dienstag war der Himmel weitgehend blau aber es kam ein unangenehmer und böiger Südostwind auf, der das Wasser bewegte und für einen so kräftigen Wellengang sorgte, dass wir unsere Wobblerschlepperei gegen Mittag völlig durchnässt aufgeben mussten!
Selbst Versuche mit Zapfen zur Abwechslung auf Friedfische zu gehen, mussten wir selbst im Windschatten unserer Bucht mittags ergebnislos aufgeben.
Wie auch schon am Morgen, sahen wir viel Fischerkollegen, die es vom Boot aus probierten trotzdem zu fischen. Wir hatten am Morgen z. T. 9 Boote in einer einigermassen windgeschützten Bucht gesehen…Aber wir sahen niemanden wirklich etwas fangen
Mittwochmorgens gingen wir trotz des Windes wieder aufs Wasser und versuchten einfach durch geschicktes Steuern die Wellen frontal zu nehmen, sodass wir einigermassen trocken blieben. Gegen 11 Uhr hatten wir dann einen Biss auf einen Wobbler. Ein Zander von 35 cm, den wir nach einem Foto gleich wieder in die Fluten entliessen. Zumindest bissen jetzt die Fische wieder. Dann hakten wir etwas wirklich Grosses, was mit viel Kraft den Wobbler abriss, wahrscheinlich einer der grossen Karpfen, die sich auch viel im flachen Wasser aufhielten und die man auch gerne mal an der Flosse hakt. Daher zogen wir uns wieder aufs Land zurück und befischten die Stelle, wo wir den Biss hatten, vom Land aus. Der Köderauswurf war zwar oft ein Spiel des Windes, aber es gelang doch nach etwas Übung eine gewisse Strecke abzufischen. Zwischen 14 und 15 Uhr hatten wir dann wieder reichlich Kontakt und konnten insgesamt vier Zander landen, die alle zwischen 35 und 50 cm gross waren. Zwei Zander (>45cm) nahmen wir fürs Abendessen nach Hause. (Die Zander gingen alle auf 11er oder 15er Kopytos in entweder sehr hellen Farben mit i.d. R. chartreusen Einlagen, geflochtene Schnur, Ruten alle 2.40-2.70m). Einen eher grösseren Zander verloren wir noch im Drill. Im Allgemeinen sind die Zander am Ebro im Drill eher unauffällig und zeigen nur beim Feumen oder Anlanden überhaupt Gegenwehr. Die grösseren Exemplare allerdings zeigen auch ab und zu etwas mehr Reaktion. Interessanterweise kamen alle Bisse in einer Wassertiefe von 1-3 m und z.T. nur wenige Meter vom Angler entfernt!
Der Donnerstag war dann wieder ein erfolgreicher Tag. Der Wind war am Vormittag noch sehr stark und es war gar unmöglich mit dem Boot ins Wasser kommen. Das Befischen einer seichten Stelle in einer Bucht gab wiederum um die Mittagszeit einen heftigen Biss auf einen 11cm Kopyto, was einen Zander von satten 65cm offenbarte. Nach einen kurzen Fototermin liessen wir ihn wieder zurück ins nasse Element. Nun flaute der Wind gegen Mittag ab und wir beschlossen im schwächeren Wind zuerst einmal gegen die Strömung zu fahren/zu schleppen, um dann später im Wind mit den Wellen wieder retour fahren zu können. In einer felsigen Bucht mit Steilufern, hakten wir gegen nachmittag einen kräftigen jungen Wels mit 85 cm, den wir entnahmen. Zum Einen hat es viel zu viel Welse im Ebro, die den Fischbestand doch reduzieren und zum Anderen wollten wir einmal den spanischen „Silurio“ geschmacklich testen.
Der Freitag war dann schon unser letzter Tag und wir nahmen es auf uns trotz des heftigen Windes, der mittlerweile um 180° gedreht hatte aufs Wasser zu gehen. Da es wirklich sehr schwer war, das Boot im starken Wind genau zu manövrieren, verloren wir einige Wobbler, die als Hänger normalerweise wieder zu gewinnen sind, wenn man es geschickt anstellen kann. In einer Bucht ankerten wir und fingen einen 47er Zander auf Gummifisch, den wir jedoch wieder zu weiterem Wachstum in sein Element entliessen. Den Rest des Tages verbrachten wir mit dem Lagerabbau und dem Reinigen des Lagerplatzes. Schliesslich gilt die Maxime mindestens so sauber gehen wie man gekommen ist! Der Nachfolger dankt es einem!
Nach einer Nacht in privater Unterkunft in Zaragoza fuhren wir am Samstag wieder in die Schweiz zurück. Der Wind in Spanien war noch ca. 4 Stunden lang heftig bis wir zur Grenze kamen, danach war wieder eine weniger anstrengende Fahrt möglich, die uns am Sonntagmorgen gegen 5 Uhr in die Heimat zurückbrachte.
Fazit: Hätte besser, aber auch deutlich schlimmer sein können; wir haben gefangen, hatten Sonne –den Wind hätte es nicht gebraucht. Nächstes Jahr gehen wir etwas später im Jahr!
Petri Grüsse! Volker Wolfart, Jochen Wolfart, Philipp Wolfart
Herzlichen Dank Volker, dass du dir die Mühe genommen hast, diesen Bericht zu schreiben und ihn uns zur Verfügung stellst.
Beste Grüsse und weiterhin viel Petri Heil, dein FZA Vorstand