Ein toller Fischertag am Schiffenensee (FR) anlässlich 100 Jahren Fischerzunft

Von Stefan Lanz 

Liebe FischerzünftlerInnen auf diesem Weg ein ganz herzliches Danke! Danke für den grossartigen Gutschein und den damit verbundenen einmaligen Fischertag auf dem Schiffenensee. Ein hoch auf unseren Verein. Ein Verein auf den man wahrlich stolz sein kann. Ein Verein, der es schafft mit den vielfältigsten Aktivitäten unser Hobby, bei dem wir oft die ruhige Einsamkeit in der Natur zu suchen, mit einer geselligen Atmosphäre zu umrahmen. Auf weitere 100 Jahre Fischerzunft Aarau! 

Ein Zupfen am Gummifisch, ein kräftiger Anschlag und schon kurz darauf ist das erste Egli des Tages zu sehen. «Juhuu, unser Dessert geht auf Marius!» rufe ich, ganz begeistert. Das Egli ist untermassig und wird sofort fachgerecht, schonend, noch im Wasser vom Haken gelöst. Etwas verwirrt schwimmt es davon. So begann der Fischertag auf dem Schiffenensee, welchen Stefan 2021, im hundertsten Jahr seit Gründung der Fischerzunft Aarau, gewonnen hat. Und weil geteilte Freude doppelte Freude bedeutet, habe ich beschlossen, meinen Gutschein zu teilen und Bruno und Marius Müller auf den Schiffenensee mitzunehmen. Geendet hat der Tag dann mit drei glücklichen Fischern und dem grössten Egli das Stefan je in seinem Leben gefangen hat, aber dazu gleich mehr.

 

Unser Fischertag ist der Auffahrtsdonnerstag 2022. Doch der Tag begann eigentlich schon lange davor. Ich habe durch pures Glück diesen wahnsinnsfischertag gewonnen. Acht Stunden Guiding mit Jérémie Carrel, einem der bekanntesten Raubfischguides der Schweiz! Meine Freude ist grenzenlos! So ein Tag macht aber doch viel mehr Spass, wenn noch andere mit dabei sind, denke ich mir. Wer soll mir denn all die ruhmreichen Fänge glauben, wenn nicht andere aus dem Verein dabei wären?! Aber wen soll ich nur mitnehmen, ging es mir sogleich und noch lange durch den Kopf. So viele großartige Vereinskollegen, so eine tolle Gemeinschaft von FischerInnen, eigentlich müsste ja der ganze Verein mitkommen… Wird halt ein bisschen eng auf dem Boot… Nein… So schwer es ist: das geht nicht… Also neuer Plan: Markus Jurt und Tom Lüscher wissen bestimmt weiter. Bei ein(igen) Kudibräu schilderte ich mein Dilemma und tatsächlich hatten sie eine tolle Idee! Frag die Jungen! Super Sache, denke ich mir! Und kurz darauf waren Bruno und Marius mit an Bord. Marius wurde sogar noch von Bruno eingeladen, als Geburtstagsgeschenk. Mit diesen beiden Profi-Fischern wird es bestimmt ein Hammertag.

Am Mittwoch 25.5. fuhren wir am Mittag los Richtung Fribourg. Ich hatte uns ein Hotel gebucht und dank meiner Frau, die in Fribourg studierte, waren wir gut ausgerüstet mit allerlei Empfehlungen für Beizli, um uns den Nachmittag zu vertreiben. Und so schauten wir uns die Stadt an – inklusive dem vollgestopftesten Fischerladen den wir je gesehen hatten. Sogar drei Aquarien vollgestopft mit Fischen als Lebendköder gab es da. Mit denen darf man im Freiburgischen sogar noch fischen. Uns war ob des ungewohnten Anblicks etwas mulmig. «Drei viertel der Fischer hier können ohne Lebendköder gar nicht fischen! Sie können eigentlich gar nicht fischen!» wird unser Guide zu dem Thema am nächsten Tag sagen. Aber Jérémie Carrel wird uns auch beweisen, dass schöne Fänge auch ohne lebende Köder möglich sind.

Nach dem Fischerladen folgten wir der ersten Empfehlung meiner Frau: lokales Frimousse-Bier mit der besten Aussicht der ganzen Stadt im Le Belvédère. Unter dem Schatten von grossen Kastanien genossen wir den Nachmittag inklusiver Freiburger Plättli. Herrlich! Dann noch ein kurzer Wegtrunk im Le soleil blanc und dann das Highlight des Tages: das – zurecht – berühmte Fleischfondue im Café de l’Ange. Einfach himmlisch, kann man da nur sagen. Die Terrasse ist direkt an der Saane, von unserem Sitzplatz, ca. drei Meter über dem Wasser, konnten wir Alet, Barben und Co. beobachten 

Nach einer kurzen Nacht – in der die Kirchenglocken alle Viertelstunde die Zeit meldeten – ging es um sechs Uhr morgens endlich los aufs Wasser. Gut gelaunt und top vorbereitet empfing uns unser Guide Jérémie am Wasser. Nach einer kurzen Bootsfahrt warfen wir endlich unsere Gummifische aus und es dauerte nicht lange bis ich rief: «Juhuu, unser Dessert geht auf Marius!» Marius Bruno und ich hatten eben gewettet, wer den ersten Fisch fängt, der bezahlt beim Mittagessen das Dessert, wer den letzten fängt, zahlt Vorspeise/Hauptgang und wer am wenigsten fängt, die Getränke. Angespornt davon dauerte es nicht lange, bis die ersten kleinen Zander am Boot landeten. Für mich ein absolutes Highlight! Ich hatte im ganzen Leben noch nie einen Zander gefangen! Immer wieder hat Jérémie mir als Kunstköder-Laie, aber auch Marius und Bruno, stets mit Tipps zu Köderwahl und Köderführung zur Seite gestanden. Echt toll! Und so gelang es mir, nicht ganz ohne Stolz den grössten Zander des Tages zu überlisten. Er hatte so um die 35 cm. Natürlich zu klein, um ihn mitzunehmen, aber fürs Fleischfischen sind wir ja nicht gekommen. Die Fischerei war alles andere als einfach an diesem Tag. Der Mai war sehr warm. Die Wassertemperatur im See kletterte schon auf gegen 20 Grad. Doch zwei Tage bevor wir ankamen, gab es einen Kälteeinbruch und die Luft- und Wassertemperaturen sanken in der Folge dramatisch. Dazu kam Bise. 

Kurz nach 7 Uhr. Ein klatschen. Ein Schwall Wasser. Ein Jauchzen in der friedlichen Morgenstimmung. Ein Hecht windet sich im Wasser und lässt die Oberfläche im Kampf gegen den Fischer am anderen Ende der Schnur kochen. Alle sassen wir gebannt im Boot und beobachteten den Kampf der Giganten – der im Boot neben uns stattfand. Rund 90 cm hatte der schöne Hecht, den der Fischer in seinem Kajak landen konnte. 

Etwas neidisch waren wir schon auf den erfolgreichen Nachbarn, doch sein schöner Fang spornte uns erst recht an! Und so gaben wir alles und schafften es immer wieder kleinere Zander oder Egli zu überlisten. Die Stimmung bei uns an Bord war entspannt, die Morgensonne wärmte uns und die Fische bissen immer wieder. Was will man mehr? Jérémie Carrel ist als Guide tipptopp, er kennt den See natürlich in und auswendig und so wechselten wir oft unseren Standort, um die besten Chancen auf einen guten Fang zu haben. 

Als wir am Westufer, nahe einer Steil abfallenden Uferböschung fischten, viel uns auf, dass ein Boot neben uns gefühlt alle fünf Minuten einen kapitalen Zander landete. Erst waren wir wieder etwas neidisch, da bei unseren Kunstködern gerade nicht so viel lief. Doch dann meinte Jérémie nur, wir sollten genauer hinschauen. Und tatsächlich der Fischer neben uns fischte ausschliesslich mit lebenden Köderfischen! «Die einzige Art, mitten am Vormittag bei diesem Wetter wirklich Zander zu fangen,» sagte Jérémie. Das erklärt wohl auch, warum es im Freiburger Fischerladen gleich drei Aquarien mit lebenden Köderfischen gab. Die Nachfrage scheint da zu sein. Ob das noch Sportfischen ist, sei meiner persönlichen Meinung nach dahingestellt… Später fanden wir dann noch heraus, dass es sich beim Fischer um einen Restaurantbesitzer handelt. Da blieb dann mehr als ein Gschmäckle bei uns. 

Als wir auf Höhe eines kleinen Hafens angelten, hatte ich dann plötzlich einen wunderbaren Biss. Nach einem spannenden Drill lag dann ein stolzer 30er Chretzer (Egli) im Feumer. Den, so beschloss ich freudig, nehme ich mit. So einen grossen Chretzer hatte ich tatsächlich noch nie gefangen. 

Nach einigen weiteren Stunden, mit immer wieder einigen Bissen, neigte sich unsere Zeit mit Jérémie dem Ende zu. Den letzten Fisch hatte ?Bruno? und die wenigsten hatte ich, womit auch klar war, wer was vom Mittagessen übernehmen wird. Nach ebendiesem fuhren wir dann zurück nach Aarau, wo ich abends meinen Chretzer auf der Feuerschale kochte. Er schmeckte fantastisch. Dieser Fischertag wird mir noch lange in bester Erinnerung bleiben.

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